Wolf Vostell
Kunstwerke Wolf Vostells (1932 - 98) bilden einen Schwerpunkt der Sammlung. Gezeigt werden sie im Obergeschoss des museum FLUXUS+. Sie sind in thematischen Sektionen zusammengefasst und geben einen umfassenden Überblick über Vostells Schaffensphasen, Themen und Techniken.
Auftakt bildet das heute fast unbeachtete Frühwerk. Vostell, 1932 in Leverkusen geboren, ist einer der vielseitigsten Künstler der 60er Jahre. Er absolviert zunächst eine Lehre als Fotolithograf, studiert dann in Wuppertal und an den Akademien in Paris und Düsseldorf. Seine Arbeitsweise ist anfänglich noch in den konventionellen Techniken verhaftet, lässt jedoch inhaltlich bereits seine politische Verantwortung erkennen. So nimmt er in seinem Gemälde "Korea Massaker" (1953) Bezug auf die Grausamkeiten des Krieges: Zwei Menschen sind mit einem Panzer verschmolzen. Ein Mann hat den Mund zum Schrei geöffnet. Ein schiefes Haus im Hintergrund vermittelt, dass die Welt aus den Fugen geraten ist.
Kurze Zeit später zeichnen sich erste innovative Entwicklungen in Vostells Arbeitsweise ab. Er beginnt mit Collagen, Verwischungen und Videos zu experimentieren. Die Arbeit "Transmigration" (1958) nimmt dabei eine Schlüsselstellung ein. Erstmals integriert er hier einen Fernseher ins Bild. Das Gemälde, das mit Collageelementen durchsetzt ist, ist zerschlitzt. Durch den Riss in der Leinwand sieht man den flimmernden Bildschirm eines Fernsehers.
Ab diesem Zeitpunkt gehören TV-Installationen zum festen Bestandteil seines Schaffens. Eine späte Arbeit aus dieser Reihe ist die Bronzeskulptur "Berlinerin" (1994). Sie entsteht vier Jahre vor seinem Tod. Wie schon bei "Transmigration" kombiniert Vostell hier vermeintlich unvereinbare Elemente und Materialien. Einerseits verwendet er einen klassischen Frauentorso aus edel glänzender Bronze, andererseits ergänzt er den Körper durch eine alltägliche Flasche und einen herkömmlichen Fernseher.
Spanien, wo Vostell 1976 das „Museo Vostell Malpartida“ gründet, inspiriert ihn, sich mit kunsthistorischen Themen vergangener Epochen auseinander zu setzen. Beispielhaft hierfür ist sein Bild der Maja (1993). Grundlage für seine Arbeit bildet das Gemälde "Die nackte Maja" (um 1789) von Francisco de Goya. Goya, der dieses Bild in zwei Versionen schuf - einmal mit bekleideter, einmal mit unbekleideter Maja - musste sich wegen der Aktdarstellung, die er ohne jede allegorische, mythologische oder religiöse Überhöhung darstellte, vor der Inquisition verantworten. 200 Jahre später bemächtigt sich Vostell dieser „verruchten“ Darstellung. Mit Blattgold, Beton und Tusche übermalt er die ursprüngliche Komposition und legt seine eigene Maja in einer Tuschzeichnung darüber.