Vortrag: Joseph Beuys und die Mail Art in der DDR
Ort: atrium im museum FLUXUS+
Lutz Wohlrab: Joseph Beuys und die Mail Art in der DDR
Am 100. Geburtstag von JOSEPH BEUYS hält Lutz Wohlrab einen Vortrag in Potsdam.
Aufgrund der aktuellen Pandemielage in Potsdam ist das museum FLUXUS+ geschlossen und für den Vortrag ist kein Publikum zugelassen. Es wird eine Videoaufzeichnung erstellt und veröffentlicht.
In Vorbereitung auf die Ausstellung "OST/WEST – Alternativen: Joseph Beuys und die Performance- und Mail Art Szene in der DDR"
11. September – 3. Oktober 2021
Die Mail Art war in der DDR ein wichtiges Medium, um abseits des staatlich gelenkten und kontrollierten Kulturbetriebs kritische Inhalte zu verbreiten und Netzwerke zu knüpfen. Politischen Postkarten waren unmittelbare Provokation oder zeigten einen humorvollen Umgang mit den alltäglichen Schikanen des Systems, z.B. der Postkontrolle. Denn das Ministerium für Staatssicherheit kontrollierte systematisch die Post des ganzen Landes. Wegen “illegaler Kontaktaufnahme” wurden etwa die Mail Artisten Rainer Luck und Jürgen Gottschalk 1984 zu Gefängnisstrafen verurteilt.
Im Zentrum der Mail Art-Bewegung der DDR stand seit den 1960er Jahren der Berliner Künstler Robert Rehfeldt (1931–1993), der in den 70er Jahren erste Mail Art-Ausstellungen in Polen und der DDR organisierte. Die Beuysrezeption spielte dabei eine wichtige Rolle. Beuys beteiligte sich selbst an verschiedenen Mail Art-Projekten. Klaus Staeck in Heidelberg, der viele Multiples von Beuys edierte, organisierte seit 1977 über seinen Bruder Rolf aus Bitterfeld die DDR-Produkte, mit denen Beuys seinen Werkkomplex “Wirtschaftswerte” realisierte.
Joseph Beuys besuchte die DDR nur einmal zur Eröffnung seiner Ausstellung “Multiplizierte Kunst“ in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ostberlin, zu welcher die Bürger der DDR in der Regel keinen Zutritt hatten. Der kostenlos verteilte Katalog mit dem Multiple “DDR-Hase“, entfaltete jedoch eine starke Wirkung.
*Dr. Lutz Wohlrab*(* 1959) ist seit 1985 an vielen internationalen Mail Art-Ausstellungen beteiligt. 1994 gab er das Standardwerk/Mail Art-Szene DDR/mit heraus. 2007 folgte ein Mail Artisten-Lexikon im Netz: www.mailartists.wordpress.com. Er arbeitet als Psychoanalytiker in Berlin. In seinem Verlag erschienen u.a. der Katalog zur Ausstellung Joseph Beuys und die Mail Art in der DDR.