Wolf Vostell, Tauromaquia
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Das Bild Tauromaquia in Gold ist zunächst ein Beispiel für Vostells Beschäftigung mit der Malerei Pablo Picassos. In der Stierkampfarena in Badajoz befand sich zur Verblüffung Wolf Vostells zu der Zeit ein Autofriedhof. Dieser Besuch inspirierte ihn 1989 zu mehreren Fassungen dieser mit Blattgold verzierten Leinwand.
Nicht nur inhaltlich, sondern auch formal nähert sich Vostell seinem künstlerischen Seelenverwandten Picasso an. Darüber hinaus spiegelt sich, wie auch in vielen anderen Arbeiten, sein Interesse für die Kultur Spaniens wider. Im April 1958 lernte Vostell seine Lebensgefährtin Mercedes Guardado im westspanischen Guadalupe auf einer Studienreise kennen. In der Nähe ihres Heimatortes Cáceres, nahe der Grenze zu Portugal, fasste Vostell 1974 den Plan, in Malpartida de Cáceres ein Museum zu gründen, welches heute das wohl größte Fluxus-Museum weltweit ist. Eine alte Baumwollwäscherei inmitten einer bizarren Landschaft mit großen Felsbrocken und einem See erschienen ihm die richtige Kulisse für seine Vorstellung von Fluxus.
Das Bild zeigt die Figur eines Stieres, die eine menschliche Gestalt zu verschlingen scheint. Vostell verarbeitete seine Eindrücke aus dem Werk Picassos, der mit seinen kubistisch aufgelösten Formen und Figuren eine Blaupause für Vostells Konzept der Dé-coll/age lieferte. Picasso hatte sich mit dem Motiv des Stierkampfes, dem von männlicher Gewalt dominierten, archaischen Ritual der Corrida auseinandergesetzt. 1955 entstand sein großformatiges Gemälde Corrida: el torero volteando und 1956 illustrierte er die Anleitung zum Stierkampf „Tauromaquia“ von José Delgado y Galvez aus dem 18. Jahrhundert in über 30 Radierungen. Ähnliches tat bereits Francisco de Goya zwischen 1814 und 1816, ein weiterer spanischer Künstler mit dem sich Vostell auseinandersetzte. War es bei Picasso die Leidenschaft für das archaische Ritual und deren mythologische Deutung und bei Goya die nahezu dokumentarische Darstellung kriegerischer Gräueltaten, galt Vostells Interresse der künstlerischen Verwandtschaft zu den großen spanischen Künstlern Goya, Picasso und Dalí, dessen surrealistische Montagen ein ebenso radikales, wie künstlerisch schöpferisches Bild zeigten.