Joseph Beuys / Bazon Brock
Deutsch
Joseph Beuys und Bazon Brock
Die Gegenüberstellung der Werke von Bazon Brock und Joseph Beuys verweist auf die Anfänge der Fluxus-Bewegung und deren gemeinsame Ursprünge in der studentischen Protestbewegung der 1968er Jahre in Deutschland. Von diesem Ursprung her haben beide Künstler gemeinsam, dass sie an verschiedenen Hochschulen als Lehrer für Skulptur (Beuys) und Ästhetik (Brock) tätig waren und die herrschenden Vorstellungen vom Lehren und Lernen an den Institutionen radikal in Frage stellten. Beuys bekannter Ausspruch: „Jeder Mensch kann ein Künstler sein“ zielte sowohl auf die Aufhebung von Hierarchien zwischen Lehrenden und Lernenden sowie der daraus resultierenden Freisetzung kreativen Potenzials als auch die Entmystifizierung des Künstlerischen als eine elitäre und vom Alltag abgehobenen Tätigkeit. Die beiden Grafiken Konfrontatie (1979) und Countdown (1981) verweisen auf unterschiedliche Weise auf Beuys’ künstlerische Intentionen. In Countdown korrigiert Beuys einen fehlerhaften Computerausdruck eines Kalenders von 1981 bis 2000 (19.04. anstelle von 12.04.) und stellt darin die Frage nach Verlässlichkeit künstlicher Intelligenz und digitaler Systeme im Zuge des Jahrtausendwechsels. Er verweist er auf die Rolle des Individuums als notwendiges Korrektiv in einer technologisch gesteuerten Umgebung. Das Plakat zur Ausstellung von Zeichnungen von Beuys „Joseph Beuys – Konfrontatie“ im Museum Beuymans van Beuningen 1979 in Rotterdam zeigt wie Beuys’ Idee der „Sozialen Plastik“ in der Rezeptionsebene seiner Werke mit zahlreichen Vorträgen und Diskussionen fortgeführt wird. Bazon Brock hebt mit seiner Notrufsäule 2010 auf diesen erweiterten Skultpturbegriff ab, wenn er in den Ausschnitten aus seinen Aktionsvorträgen betont: „Skulptur beginnt mit dem Hören!“ Ausgehend von der menschlichen Disposition der Stimme, dem Erkenntnisinstrument schlechthin, plädiert der „Künstler ohne Werk“ für die Offenheit der Kunst, für Interpretation und Kritik.