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Wolf Vostell, Transmigracion I

Deutsch

Für Hörgeschädigte

Wolf Vostell Transmigración I (1958)
Die Arbeit „Transmigración I“ von 1958 gilt als erstes Werk der Kunstgeschichte, in das ein Fernsehgerät integriert wurde. Heute gehört der Fernseher ganz selbstverständlich zu unserem Alltag. Doch damals, Anfang der 1950er Jahre, entwickelte sich das Fernsehen gerade erst zum neuen Massenmedium der westlichen Industriegesellschaft. Für Vostell wurde der Fernseher zum Schlüsselmedium seiner Kunst. Ab 1958 zählten Installationen mit Fernsehapparaten zum festen Bestandteil seines Schaffens.

Vostell bezeichnete die Arbeit „Transmigración I“ als Objekt-Bild in Mixed-Media Technik. Es hat die Maße 91,5 x 102 cm und ist 38,4 tief. Zusammen mit zwei weiteren Arbeiten in ähnlicher Machart gehört die Arbeit zu dem Zyklus „Transmigración I-III“. Vostell schuf diesen Werkszyklus im spanischen Guadalupe. Bei dem Werk „Transmigración I“ sehen wir einen  schwarzen Kasten, auf dessen Vorderseite eine mit kontrastreichen Farben gestaltete Leinwand gespannt ist. Das zentrale Motiv der Leinwand ist ein abstraktes Gebilde in schwarzweiß mit collageartig eingefügten Resten von französischen Zeitungsartikeln. Es hebt sich vom Hintergrund ab, der vertikal in zwei ungleichgroße Hälften in ocker und weißgrau geteilt ist. Am oberen rechten Bildrand ist die Leinwand eingeschlitzt. Hinter dem Schlitz kommt das krisselige Bild eines Fernsehers zum Vorschein. Als Vostell das Werk 1958 schuf, lief auf dem Fernsehgerät als einziger Sender im Westdeutschen Fernsehen das „Deutsche Fernsehen“ der ARD. Indem Wolf Vostell das tagesaktuelle Fernsehprogramm in sein Werk integrierte, verlieh er seiner Arbeit eine einmalige Aktualität. Heute sehen wir leider nur noch das krisselige Bild eines Empfangsstörungssignals.

Der Künstler Wolf Vostell beobachtete seinerzeit die rasante Verbreitung des Fernsehens im Alltag der Menschen. Dabei erkannte er sehr früh, dass der Fernseher von der westlichen Gesellschaft zum Statussymbol des 20. Jahrhunderts mystifiziert wurde. Einerseits war Vostell selbst fasziniert von neuer Technologie wie dem Fernsehgerät. Andererseits kritisierte er mit seiner Kunst den unsachgemäßen Fernsehkonsum der Menschen und die Reizüberflutung durch die digitalen Medien. Vostell konfrontierte sein Publikum mit der Realität, indem er ihnen den Spiegel ihres unreflektierten Konsumverhaltens vorhielt. Gleichzeitig warnte er sein Publikum vor dem Verkümmern der zwischenmenschlichen Kommunikation, ausgelöst durch die Dominanz des Fernsehens.


English

For the hearing impaired

The work „Transmigración I“ from 1958 is perceived as the first piece in art history that contains a television. Today the television is considered a given factor in our everyday lives. Back in the early1950s, however, television was just beginning to become the new mass medium in western industrial societies. The television became the key medium in Vostell’s art. From 1958 onwards, installations involving TV-sets were an integral part of his work.

According to Vostell, the artwork “Transmigración I“ is an object-painting in mixed-media technique. Its measurements are 91,5 x 102 cm with a depth of 38,4 cm. Together with two other artworks in a similar style the work is part of the series “Transmigración I-III”. Vostell created this series of artworks in Guadalupe, Spain. Looking at the work “Transmigración I”, we see a black box with a canvas stretched onto its front face showing an arrangement rich in contrasting colours. The focal subject on the canvas is an abstract construct in black and white with collage-like attached scraps of French newspaper articles. It stands out from the background, vertically divided into two differently sized halves in ochre and whitish-grey. In the upper right corner of the painting the canvas is slit. Behind the slit the black and white noise of a TV screen can be seen. When Vostell created the artwork in 1958, the television behind the canvas showed the only channel available on Western German television, the ARD, the first German television. By integrating the daily television programme into the artwork, Vostell gave the work a unique up-to-date nature. Unfortunately, today we can only see the noise created by the missing transmission signal.

Wolf Vostell closely observed the rapid spread of the television in people’s everyday. He realised early on how the television was mystified in western society as the status symbol of the 20th century. On the one hand Vostell was fascinated by the new technology himself. On the other hand in his art he criticised the overindulgence of television and the sensory overload by mass media. Vostell confronted his audience with reality by showing them their uncritical consumption. At the same time he warned his audience of the impoverishment of interpersonal communication triggered by the dominating influence of television.

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