Nam June Paik, Biografie
Deutsch
Aufgewachsen in Seoul, Korea wurde Nam June Paik als klassischer Pianist ausgebildet. 1950 floh die Familie während des Koreakrieges zunächst nach Hongkong und zog dann nach Japan. Paik studierte an der Universität Tokyo westliche Ästhetik, Musik- und Kunstwissenschaft. In seiner Abschlussarbeit schrieb er über den Komponisten Arnold Schönberg.
1956 ging Paik nach Deutschland und studierte an der Universität München Musikgeschichte.
Von 1957 bis 1961 nahm er an den Internationalen Sommerseminaren in Darmstadt teil, wo er auf John Cage traf und dessen Umgang mit Alltagsklängen und Geräuschen in der Musik kennenlernte.
1959 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Köln und nahm an den „Contre-Festivals“ von Mary Bauermeister teil. Zusammen mit Karlheinz Stockhausen arbeitete er zwischen 1958 und 1963 beim WDR-Studio für elektronische Musik.
1960 hatte Paik seine erste Performance in Köln, bei der er Chopin spielte. Er warf sich auf das Klavier, stürzte sich in das Publikum, attackierte Cage und den Pianisten Tudor, indem er mit einer Schere deren Kleidung zerschnitt und Shampoo auf ihre Köpfe goss.
1961 traf er auf George Maciunas und nahm 1962 bei den Fluxus Festspielen Neuester Musik in Wiesbaden teil, unter anderem mit seinen Stücken „Simple“ und „Zen for Head“.
Im folgenden Jahr hatte er eine Ausstellung in der Galerie Parnass in Wuppertal, bei der er überall Fernsehapparate verteilte und mit Magneten die Bilder zu ändern und zu verfälschen begann.
1963 und 64 zeigten die Ingenieure Uchida und Abe dem Künstler Paik, wie man mit dem Strom von Elektronen Bilder in Farbfernsehgeräten verändern kann. Der Abe-Paik- Videosynthesizer wurde ein Schlüsselwerk in Paiks späteren TV-Arbeiten.
1964 zog Paik nach New York und arbeitete mit der Cellistin Charlotte Moorman zusammen. Sie führten zusammen zahlreiche Performances in Kombination mit Videoaufnahmen, Musik und Aktionen auf.
1965 brachte Sony den Portapak, die erste tragbare Videokamera, auf den Markt. Paik begann mit diesem Medium zu arbeiten und wurde so zum international bekannten Video-Künstler.
1970 begann er seine Werkserie „Closed Circuit“, in der Objekte vor einem Fernseher stehen und gleichzeitig von einer Kamera gefilmt werden. Dieses aufgenommene Bild wird auf den Fernseher übertragen, und so schließt sich der Kreis.
Paik wurde besonders durch die Fertigung von Robotern aus Fernsehgeräten bekannt, bei denen er Drähte und Metall verarbeitete. Er war ein bedeutender Wegbereiter, der durch die Umfunktionierung des elektronisch-beweglichen Bildes zum künstlerischen Medium großen Einfluss auf die Kunst des späten 20ten Jahrhunderts hatte.
Von 1979 bis 1996 war Paik Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Er war ebenfalls Mitglied der Akademie der Künste Berlin. 1998 wurde er mit dem Kyoto-Preis in Anwesenheit der japanischen kaiserlichen Familie ausgezeichnet. Nam June Paik verstarb 2006 in Miami, USA.
English
Nam June Paik was born in Seoul and received training as a classical pianist. In 1950, his family had to flee to Hong Kong during the Korean War and later moved to Japan. Paik studied aesthetics, music and art at the University of Tokyo. He graduated with a thesis on the composer Arnold Schoenberg.
In 1956 Paik moved to Germany to study music history at Munich University. From 1957 to 1961 he participated in the “International Summer Seminars in Darmstadt“, where he got to know the composer John Cage and his use of everyday sounds and noises in his music.
In 1959 he moved to Cologne, and participated in Mary Bauermeister’s “Contre-Festivals”. From 1958 to 1963, together with Karlheinz Stockhausen, he worked at the studio for electronic music of the West German Broadcasting Corporation.
In 1960 he had his first piano performance. As he was playing Chopin, he threw himself onto the piano and rushed into the audience, attacking Cage and the pianist David Tudor by cutting their clothes with scissors and pouring shampoo onto their heads.
In 1961 Paik met George Maciunas and in 1962 he joined the “Fluxus Festival for the Newest Music“ in Wiesbaden, where he played the scores “Simple“ and “Zen for Head“.
In the following year he had an exhibition at the gallery “Parnass” in Wuppertal in which he scattered televisions everywhere and used magnets to alter or distort their images.
During 1963 and 1964 the engineers Uchida and Abe showed Paik how to interfere with the flow of electrons in color TV sets. The Abe-Paik video synthesizer has been the key element in Paiks later TV works.
In 1964 Paik moved to New York and worked with the classical cellist Charlotte Moorman. The two gave numerous performances in combination with video, music and happenings.
In 1965, Sony introduced the Portapak, the first portable video and audio recorder. Paik started to work with this medium and became an international artist of video art.
In 1970 Paik began his series of artworks called “Closed Circuit“. Objects stood in front of a TV set and were filmed by a television camera simultaneously. These pictures were transmitted onto the TV screen – closing the circuit.
Paik became well known for his robots made out of television sets, using pieces of wire and metal. He was a legendary innovator that had a profound impact on late twentieth century art with his transformation of the electronic moving image into an artist's medium.
From 1979 to 1996 Paik was professor at the Kunstakademie Düsseldorf and member of the Akademie der Künste Berlin. In 1998 he was awarded the Kyoto Prize in presence of the imperial family. Nam June Paik died in 2006 in Miami, USA.